BFTG verweist auf neue Studie
Dabei verwies das BfTG auf eine kürzlich erschiene Studie, die mit über 950 Teilnehmern vom Bundesinstitut für Risikobewertung durchgeführt wurde und die Meinungen und Kenntnis der deutschen Bevölkerung hinsichtlich der E-Zigarette herausfinden wollte. Am Gravierendsten stach dabei wohl die Unkenntnis hervor, dass lediglich 6 % der befragten Personen sich darüber im Klaren waren (Seite 13), dass die E-Zigarette faktisch viel unschädlicher als das Rauchen ist. Weswegen wohl auch lediglich 5 % der befragten Raucher es als wahrscheinlich erachteten (Seite 11), dass Sie zukünftig selbst die E-Zigarette benutzen werden. In Anbetracht der Tatsache, dass es mittlerweile wissenschaftlich schon ein gut gesicherter Konsens ist, dass Dampfen ca. 95 % weniger schädlich ist als Rauchen, und dass der Konsum von E-Zigaretten ein ca. 99,5 % geringeres Krebsrisikopotential aufweist, als der von Tabakzigaretten, ist diese Unkenntnis in der Bevölkerung mehr als besorgniserregend.
"One assessment of the published data on emissions from cigarettes and e-cigarettes calculated the lifetime cancer risks. It concluded that the cancer potencies of e-cigarettes were largely under 0.5% of the risk of smoking"
(S.19 aus der Studie von Public Health England)
Studie von 2019 im New England Journal of Medicine
Wir wissen seit Jahrzehnten, welche gravierenden gesundheitlichen und gesundheitspolitischen Folgeschäden das Rauchen mit sich bringt. Hier eine so viel unschädlichere Alternative derart untergehen zu lassen ist schlicht unverantwortlich. Politik, Wissenschaft und vor allem auch die Medien müssten sich viel stärker darum bemühen, Aufklärung über die gesundheitlichen Aspekte der E-Zigarette zu schaffen. Dass das Dampfen eines der effektivsten Methoden ist, um mit dem Rauchen aufzuhören, wurde schon mehrfach belegt. So kam bspw. eine Studie von 2019, die im New England Journal of Medicine publiziert wurde, zu dem Schluss, dass die E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung sogar doppelt so effektiv ist wie herkömmliche Tabakersatzprodukte (z.B. Nikotinpflaster oder -kaugummis)! Um eine deutliche Reduktion der Raucherquote in unserer Gesellschaft zu erreichen und damit auch eine Reduktion, der durch Tabakkonsum verursachten Krankheits- und Todesfälle, sollte die E-Zigarette immer auch als Methode der Rauchentwöhnung in Betracht gezogen werden – insbesondere für Personen, die bisher nur schwer mit dem Rauchen aufhören konnten.
“Wer Nichtraucher ist, sollte nicht mit dem Dampfen anfangen. Aber für 18 Millionen Raucher in Deutschland ist es deutlich besser für ihre Gesundheit, wenn sie ihre Gewohnheit verändern und auf die deutlich weniger schädliche E-Zigarette umsteigen. Doch darüber werden die Menschen im Unklaren gelassen. Und das muss sich ändern.”
(Dustin Dahlmann, Vorsitzender des BfTG)
Null-Toleranz-Politik trifft auf E-Zigarette
Wieso aber kursiert solch eine Unkenntnis, so eine geringe Aufklärung und so viel Falschinformation gerade bezüglich der E-Zigarette? Ein Problem besteht sicherlich in den wirtschaftlichen Interessen der Tabakindustrie und wahrscheinlich noch stärker jenen Teilen der Pharmaindustrie, welche die herkömmlichen Tabakersatzprodukte herstellen. Gerade für Letztere ist die E-Zigarette ein direkter Konkurrent auf dem Markt, den sie mit intensiver Lobbyarbeit versucht zu diffamieren und vom Markt zu drängen. Ein weiteres Problem besteht in unserer gesellschaftlichen Abstinenz- und Null-Toleranz-Politik (außer z.B. bei ungesundem Essen und Alkohol), die darauf pocht, dass am besten einfach niemand Drogen nehmen oder Süchte entwickeln sollte und wenn er dies dennoch macht, sofort wieder vollständig damit aufhören muss. Dieser vollkommen unrealistische Gedanke hat immer noch sehr weite Verbreitung und ignoriert die wissenschaftlichen, sozial- und drogenpolitischen Fortschritte der Schadensminimierung (engl. Harm Reduction) leider vollständig.
Ute Mons im deutschen Ärzteblatt
Daneben hat Ute Mons, Abteilungsleiterin der Stabstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum, kürzlich im Deutschen Ärzteblatt eine weitere Erklärung präsentiert. Sie sieht hinsichtlich der Studienlage zur E-Zigarette auch das Problem bestehen, dass der hohe Publikationsdruck wegen des öffentlichen Interesses, dazu führt, dass viele unsaubere Studien selbst in Fachzeitschriften viel zu früh herausgegeben werden: "Nur in Einzelfällen werden Studien wegen methodischer Mängel nachträglich zurückgezogen, wie zuletzt beim Journal of the American Heart Association. Eine Studie hatte einen Zusammenhang zwischen E-Zigarettenkonsum und Herzinfarkten gefunden und wurde vom Journal zurückgezogen, als bekannt wurde, dass die meisten der in die Analyse eingegangenen Herzinfarkte vor Beginn des E-Zigarettenkonsums passiert waren. Ein richtiger Schritt, der leider zu spät kommt, denn die mediale Berichterstattung hatte schon längst die falschen Schlussfolgerungen weit verbreitet."
Zitierte und weiterführende Links:
https://www.tabakfreiergenuss.org/weltnichtrauchertag-2020-mehr-aufklaerung-zur-e-zigarette/
www.bfr.bund.de/cm/350/bfr-verbrauchermonitor-2019-spezial-e-zigaretten.pdf
www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1808779
www.taste-smoke.de/Wie-gut-eignet-sich-die-E-Zigarette-zur-Rauchentwoehnung
https://www.sozialpsychiatrie-aktuell.at/wp-content/uploads/2014/06/harm-reduction-Definition.pdf
www.aerzteblatt.de/archiv/214130/E-Zigaretten-Studien-Masse-statt-Klasse